2.9.04

Trompetentierchen

Manchmal sind es die kleinen Dinge des Lebens, auf die man zuerst nicht kommt und wenn man sie erkennt unheimlich traurig findet.

So geschehen gestern Abend, als ich bei Melönken, Bratze und Cruiser auf dem Balkon stehe und ein gleichmäßiges Ticken höre. Da Herrn Schmiders Uhr noch von der coolen Sau-Sau von Montag repariert wird, schaue ich nach dem Geräusch und stelle fest, dass es sich dabei um Wassertropfen handelt, die vom über uns liegenden Balkon auf unser Geländer tropfen.

Im Sekundentakt fallen also diese Tropfen von oben herab und zerschellen auf dem Edelstahlgeländer.

Zuerst dachte ich mir nichts dabei, begann aber eine gute halbe Stunde später auf dem Sofa liegend an die im Biounterricht vor hundert Jahren so vielfach besprochenen Trompetentierchen zu denken.

Wir erinnern uns: Trompetentierchen, maximal 2mm groß, Süßwasserbewohner.

Plötzlich musste ich mir vorstellen, wie viele von diesen armen Kerlen in einem einzigen Wassertropfen vorkommen können und dass sie es bestimmt nicht besonders amüsant finden, mit dem Wassertropfen auf unserem Balkongeländer zu zerschellen.

Denkt man jetzt aber diese These weiter, so kommt man zu Schicksalsschlägen unglaublichen Ausmaßes! Was passiert mit dem Wassertropfen, wenn er auf dem Geländer aufkommt? Richtig! Er wird in eine ganze Reihe von einzelnen Tropfen zerteilt!

Jetzt stelle man sich vor, die Jungs (Trompetentierchen) sitzen so gemütlich in ihrem Wassertropfen auf dem Balkon über uns, kloppen ne Runde Trompetentierchenskat und wahre Freundschaften haben sich entwickelt, oder besser – eine Trompetentierchenfamilie sitzt in dem Wassertropfen (nichts Böses denkend) beim Abendessen. Plötzlich nimmt die Schwerkraft ihren Lauf und der Tropfen beginnt sich in die Tiefe zu bewegen.

Die Trompetentierchen schauen ganz verdutzt, die Karten, bzw. das Abendessen fliegen durcheinander und keiner hat ne Ahnung, was genau gerade passiert!?!

Der Tropfen zerschellt auf unserem Balkongeländer, zerspringt in viele einzelne Tropfen und die Trompetentierchen, die sich so gut miteinander verstanden haben, werden voneinander getrennt. Glaubt ihr im Ernst, dass die sich jemals wiederfinden? Nix! Die Trompetentierchenmama wird Zeit ihres Lebens damit verbringen ihre Kinder zu suchen und Heinz das etwas ältere Trompetentierchen wird seinen besten Freund (nennen wir ihn mal Stefan) unheimlich vermissen.

Derartige Schicksalsschläge werden einem nur selten bewusst, obwohl man täglich daneben steht. Doch wenn man sie erst mal wahrnimmt, macht sich eine unheimliche Traurigkeit in einem breit.

Eine Geschichte die uns alle zum Nachdenken bringen sollte…