30.8.04

Wähl Dich selbst!

Nun isset ja mal wieder so weit. Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür und der potenzielle Wähler wird mit einer Vielzahl bunter Plakate mit netten Onkels und Tanten drauf in Wahlversuchung geführt.

Was aus der Sicht des otto-normal Bürgers mehr oder weniger eine Routineerscheinung ist, ist für den Werber immer wieder ein Highlight, welches er mit großer Faszination beobachtet.

So bekommt er an fast jeder Straßenlaterne eine kostenlose Lehrstunde über Werbung und wie man sie besser nicht macht und überlegt, ob solch abschreckende Beispiele nicht eventuell sogar in das Unterrichtsprogramm für angehende Mediengestalter aufgenommen werden sollten.

Nehmen wir mal als Beispiel die Bochumer OB Kandidatin:

Die gute Frau ist an sich sehr nett und durchaus intelligent (ich hatte kürzlich die Gelegenheit sie persönlich zu treffen), schaut aber auf ihren Wahlplakaten stellenweise wie ein frischgefi**tes Eichhörnchen.

Besonders gut gefällt mir das Plakat mit der klassischen Denkerpose. Die Augen geradeaus gerichtet, eine Hand am Kinn und den Zeigefinger elegant am Mundwinkel entlang nach oben gestreckt. Ein Bild, welches kaum mehr Motivation ausstrahlen kann und in mir den „jepp, ich will auch auf Couch“ Gedanken weckt.

Viel motivierter kommt dagegen einer der Dortmunder Kandidaten rüber. Seine PR-Berater haben ihm schon Wochen vor dem Fototermin eingetrichtert, dass er ein Mann in den besten Jahren sei und bestimmt nach der gewonnenen Wahl den ein oder anderen jungen Hüpfer mit seinem charmanten Lächeln auf seine mit Satinbettwäsche bezogene Spielwiese locken kann.

Das Resultat ist ein Wunderwerk der modernen Fotografie. Lässig sein Sakko über die Schulter geworfen und sein bestes Lächeln aufgesetzt sieht der Kandidat, mit Verlaub, ein wenig –verzaubert- aus.

Liebe Leute! Mir ist bekannt, dass ihr mit einem äußerst knappen Budget arbeiten müsst und es deshalb irrsinnig erscheint mit Leuten zu arbeiten, die zwar ein wenig Geld kosten, aber Ahnung von der Materie haben. Im Kampf für halbwegs gute Werbung und zur Vermeidung eines Bundesdeutschen visuellen Kackreizes stehen Dieter und ich aber gerne auch zum Selbstkostenpreis zur Verfügung wenn es das nächste Mal heißt:

Ran an die Laterne!