26.8.04

Mama

Mama begegnet mir in letzter Zeit häufiger. Mal wenn ich auf dem Weg zum lokalen Feinkost Albrecht bin, mal wenn ich am Altpapiercontainer stehe, meistens aber an der Shelltanke um die Ecke.

Mama wird so um die 35 Jahre alt sein und Mama fährt nen asbachuralten roten E-Kadett mit zwei riesigen Aufklebern auf der Heckscheibe:

Baby an Bord (gesponsert vom hippsten aller Babynahrungshersteller)

und noch viel größer und von links nach rechts über die ganze Heckscheibe verteilt

1-2-3-Chat

Mamas E-Kadett hat insgesamt 5 Sitze: Fahrer, Beifahrer, Heck und zwei zur Sonderausstattung gehörende Kindersitze mit Kleinkindern drauf, die wir an dieser Stelle einfach mal Dschackeline und Dschackomo nennen wollen.

Wenn Mama geschäftlich unterwegs ist (dementsprechend zur Shelltanke um Fluppennachschub zu holen), trägt sie als Dienstkleidung gerne zu ihrem roten Nicki-Pullover die bequeme Trilobal-Dschogginghose und die Markenschuhe-so-günstig-Sneaker eines großen deutschen Herstellers. Ich möchte bitte nicht dabei sein, wenn Mama diese mal auszieht…

Was Vatter beruflich macht und wo er überhaupt die ganze Zeit abgeblieben ist, ist mir ein Rätsel. Gesehen habe ich ihn jedenfalls noch nie und ganz so eilig habe ich es damit auch nicht, da ich immer noch schwer dran arbeite Mama zu verdauen.

Mama begegnet mir also fast täglich und wenn ich sie mal nicht sehe, fange ich direkt an mir Sorgen zu machen, ob ihr was passiert ist. Immer wenn meine Sorge gerade auf dem Höhepunkt ist, kommt sie dann eiligen Reifens um die Ecke gefahren und bietet mir ein Bild für die Götter.

Wir erinnern uns an den roten E-Kadett mit den Aufklebern und Dschackeline und Dschackomo drin. Mama auf dem Fahrersitz, lässig die Kippe im Hals (die Fenster bleiben selbstverständlich geschlossen, damit Dschackeline und Dschackomo auch was vom Qualm haben). Durch die geschlossenen Fenster höre ich das laute Bufftatabufftata der letzten Bravo-Hits-Compilation und frage mich in diesem Moment, wie Mama es schafft trotz des Lärms mit der rechten Hand das Handy festzuhalten und zu telefonieren.

Sobald ich Mama fahren sehe, lenke ich meinen Wagen jedenfalls schnell an den rechten Fahrbahnrand und nehme Deckung, da mir zwar bekannt ist, dass Frauen Multitasking fähig sind, Mamas Fahrstil aber eher dem meiner Großtante Leni im Alter von 87 Jahren ähnelt.

Mama, mal unter uns:

Ich bin selber Raucher und notorischer Telefonierer, aber wenn ich Dich mit den
Kiddies im Auto sehe kriege ich regelmäßig nen kleinen Kotzreiz. Denk mal drüber
nach!