Es ist Sonntagabend und sie fragt mich wann wir uns denn das nächste mal wieder sehen werden. Ich denke kurz nach, mir fällt auf, dass wir uns auf Grund geographischer Umstände ja nicht ganz so häufig sehen und sage spontan:
Dienstag! Wie sieht´s aus? Ich komme bei Dir vorbei und wir machen uns nen schönen Abend!
Hätte ich in diesem Moment geahnt, was für eine Panik ich mit dem bloßen Wort „Dienstag“ bei ihr auslöse, hätte ich jeden anderen Wochentag gewählt und eventuell sogar noch Tage wie Drustag oder Moschwoch dazu erfunden.
Dienstag kommt Sex and the City!!!
Gedankeneinwurf von mir: Ich hab Dich auch lieb und freue mich auch Dich zu sehen!
Als Mann verstehe ich nicht so ganz den Grund der Panik, da Dienstags mit Sicherheit auch eine ganze Reihe anderer Sendungen im Fernsehen kommen und ich die vergangenen Dienstage auch ohne Survivalkurs hervorragend am Rechner oder mit nem Buch überlebt habe.
Aber Sex and the City ist anders und schon ganz und gar für die Damenwelt (Aussage: Da könnt ihr Männer noch ne ganze Menge über uns lernen!). Sex and the City ist wichtig und darf nicht verpasst werden.
Ich schwöre mich ruhig zu verhalten und artig mitzuschauen und werde darauf hin zur Audienz gebeten.
Dienstags setze ich mich also in den Wagen, fahre zu ihr und der Tag beginnt endlich schön zu werden. Während sie kocht, zeichne ich dumme Bildchen mit kleinen blinden Maulwürfen drauf, nette Musik schallt aus der Anlage, die erste Flasche Wein wird geköpft und die ein oder andere Kerze brennt auch schon.
Herr Schneider entspannt!
Der Tisch wird gedeckt, das super lecker duftende Essen steht vor uns, sie ist da, ich bin da und…
Herr Schneider entspannt!
Wir beginnen zu essen, stoßen mit nem Glas Rotwein an und ich stelle wieder einmal fest, wie schön es ist bei ihr zu sein und…
Herr Schneider entspannt!
Scheißeeeeeeeeeeeeee!
Es ist 21.15h, Panik! Die Dame springt hoch, reisst ihren Teller und ihr Glas mit sich und ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Moment der Russe angreift!
Während ich damit beginne Deckung unter dem Esstisch zu suchen und darüber nachdenke, wie ich am besten die Alliierten über den Einmarsch des ehemaligen Feindes informiere, schnalle ich gaaaanz langsam was passiert ist:
Sex and the City fängt an und beinahe hätte man eine kostbare Minute Sendezeit verpasst!
Das Essen wir jetzt fix vom Esstisch an den Couchtisch verlagert und bevor ich irgendetwas dagegen tun kann stecke ich schon mittendrin in diesem kleinen Abenteuer, welches mir ganz neue Perspektiven an der mir sonst so vertrauten Frau eröffnen sollte.
Gegen Mitte der Sendung (es ging diesmal übrigens ausnahmsweise um Sex und Schuhe) kommen Freundin Bratze und mein Leidensgenosse Cruiser rein. Bratze schwenkt umgehend ohne ganz so viele Worte zu verlieren in den Sessel ein und vertieft sich in Bruchteilen einer Sekunde in die hypnotisch wirkende Sendung.
Cruiser hätte gerne etwas gesagt, bekommt aber schon während des ersten Versuchs den Mund zu öffnen die Antwort:
Ruhe jetzt!
Jepp, es ist Sex and the City Zeit und die eigentliche Funktion der Männer während dieser Sendung wird mir klar, als mir aus der Fernsehferne ein leeres Weinglas entgegen gestreckt wird mit dem Kommentar: Hmmm!
Artig gehe ich also los, hole die Weinflasche und schenke nach.
Für die nächsten Folgen an den kommenden Dienstagen werde ich dann wohl noch ein paar Häppchen vorbereiten und schauen, dass der Wein auf entsprechende Temperatur runter gekühlt ist.
Job ist eben Job und immerhin ist es Dienstag…