17.7.08

Weiter im Takt

Längst ist dieser Blog bei mir in Vergessenheit geraten. Irgendwie sind mir vor einiger Zeit die Lust, die Puste und auch die Zeit ausgegangen um hier regelmäßig etwas zu posten. Immer ein schlechtes Zeichen für einen Blog.

Zeit ist zwar immer noch ein winziges Problemchen, dafür ist die Lust aber definitv wieder am Start. Nicht nur in letzter Zeit werden uns von der bunten Werbewelt Spots um die Ohren geklatscht, die unbedingt nach einem Kommentar aus der Blogosphäre verlangen. Dies auch noch mit Ironie und einem gehörigen Pfund Humor zu tun, dürfte bei den Steilvorlagen aus dem Werbefernsehen auch nicht besonders schwer sein.

Der aufmerksame Leser hat bei der eingehenden Betrachtung des letzten Absatzes also geschnallt, dass sich die Thematik hier ein wenig drehen wird. Waren früher noch die beliebten Schlümpfe und Susi & Mischaäl hier gern gesehene Postinggäste, so werden wir uns jetzt ein wenig mehr den "German Kleinigkeiten" und anderen Ausrutschern widmen.

Ich würde mich freuen bald mal wieder auf die alte Leserstärke zu kommen. Kommentare von euch sind natürlich jederzeit herzlich willkommen!

28.10.06

Paula und ihre Kollegen

Halloween steht vor der Tür, Weihnachten schon längst in den Supermarktregalen und bis Ostern isset nicht mehr lange hin. Grund genug für einen etwas verfrühten Rückblick auf all die schönen Spots, mit denen die Werbewelt uns das Jahr versüsst hat.

Paula, die Kuh

Die Paula ist ne Kuh, die macht nicht einfach muh...


So oder so ähnlich fängt mein absoluter favourite Spot des Jahres 2006 an. Die Zutaten sind dabei ganz einfach:
Man nehme ein paar kleine Kinder und achte darauf, dass eines davon zwar ein Mädchen ist, aber aussieht wie ein kleiner Junge mit tierischen Segelohren. Diese Kinder setzt man in ein eigens für sie hergestelltes Kinderbiotop, drückt ihnen einen furchtbar ausssehenden Vanillepudding mit braunen Brocken drin in die Hand und schon fangen sie an dass zu machen, was Kinder mit Pudding in Biotopen immer machen: Sie rappen!
Das machen sie übrigens so gut, als dass sie mich damit absolut zum Kauf motiviert haben. Nach meinem ersten Paula-Erlebnis bin ich gleich losgerannt und habe mir eine neue Universalfernbedienung gekauft, die es mir ermöglicht in Sekundenbruchteilen den Sender zu wechseln.

Ich bedanke mich ganz herzlich...

...und sage einfach mal auf französisch „Merci“, denn diese Jungs haben sich ein wirklich innovatives neues Konzept ausgedacht.

Da wurde eine wunderprächtige, emotionale Musik genommen und über noch viel emotionalere Bilder gelegt. Glückliche und zufriedene Menschen, die ihre Dankbarkeit mit kleinen Schokoriegeln ausdrücken. Häufig kommen mir beim Betrachten des Spots die Tränen und ich nehme gerührt die Hand meiner Freundin, während ich in meine Sofadecke schniefe.

Das Konzept hinter dem Spot ist so innovativ dass ich immer wieder glaube einem Déjà-vu Erlebnis erlegen zu sein. Danke, Merci und Thank you für all die vergangenen Jahrzehnte immer gleicher Spots in neuer Auflage.

Erheblich sicherer fühle ich mich übrigens...

seitdem Mareike (so oder so ähnlich) bei einer großen Burgerkette Qualitätsscout ist und regelmäßig die Salatköpfe auf dem (einen und einzigen) Feld des Unternehmens kontrolliert. Sobald auch nur einer der Feldarbeiter dort mit dem Gedanken spielt irgendetwas in einen Salatkopf hinein zu stecken, ist Mareike umgehend zur Stelle und unternimmt etwas dagegen. Ausserdem wird sie uns direkt im allabendlichen Werbefernsehen über die Missetat informieren!
Schön, endlich jemanden zu haben, dem man noch vertrauen kann.

17.11.04

Die Schlümpfe

Ist schon ne Weile her, da habe ich mich mit meinen Freunden in Düsseldorf intensiv über das Thema „Schlümpfe“ unterhalten. Wer nun glaubt, dass diese Thematik in fünf Minuten abgeschlossen ist, irrt sich, denn wer es wagt mal genauer hinter die Kulissen zu schauen, wird feststellen, dass die Schlümpfe bei weitem nicht die lieben kleinen Hab-mich-lieb-Fuzzis sind, für die man sie gemeinhin hält.

Im Gegenteil! Die Schlümpfe sind absolute Arschlöcher!

Mir ist klar, dass ich mit diesem Text das Weltbild und die Kindheitsträume des ein oder anderen Lesers beeinflusse, wenn nicht sogar zerstöre, aber es wird Zeit, dass sich jemand kritisch dieser wilden Horde annimmt und den Menschen die Augen öffnet!

Fangen wir doch mal bei der Fortpflanzung an. Wir haben es mit einer Population von ca. 150 Schlümpfen zu tun, wobei es allerdings nur der ein oder andere in die Medien geschafft hat (dazu kommen wir später noch).

Unter den 150 Schlümpfen sind genau wie viele Frauen? Na? Genau! Eine!

Wenn wir mit der sogenannten Schlumpfine nur eine einzige Frau im ganzen Schlumpfenland haben, stellt sich dem aufmerksamen Betrachter doch automatisch die Frage, wer all diese Schlümpfe zur Welt bringt!? Für mich jedenfalls liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier um intensive Prostitution handelt, oder um gezielt von Schlumpfine eingerichtete Gangbangs, die nicht nur dem Spaß, sondern auch der Vergrößerung der Population dienen.

Als nächstes taucht die Frage auf, warum immer nur bestimmte Schlümpfe in den Medien auftauchen und der Rest des Volkes niemals sichtbar ist, oder die Chance hat ein kurzes Statement abzugeben. Vergleichen wir eine solche Situation mit der menschlichen Welt so gibt es nur zwei Erklärungen für dieses Phänomen. Entweder sind die in der Öffentlichkeit stehenden Schlümpfe durch bestimmte Ruhmestaten extrem populär (hey, ein Schmied, ein Zimmermann und ein Typ der nichts anderes kann als einen Vollbart tragen! Hallo?), oder sie haben eine gewisse Macht über die Medien.

Wer hat denn die Macht über die Medien? Eigentlich in den meisten Fällen der Staat.

Jetzt ist meine Theorie dazu, dass es sich bei den populären Schlümpfen um eine Art Zentralkomitee handelt, welches sich um den roten vollbärtigen Parteivorsitzenden schart
und in einem nicht gerade demokratischen Sinne die Belange des Volkes regelt. Wie das Volk darüber denkt, werden wir auf Grund der herrschenden Medienzensur nie wirklich erfahren.

Es gibt Situationen im Leben eines Schlumpfes, in denen er versucht aus der bestehenden blauen Gesellschaft auszubrechen und sein eigenes Leben zu führen. Mehr noch…

Er möchte ein Individuum sein, losgelöst von seiner blauen (FDJ ähnlichen) Uniform, eventuell mal mit längeren Haaren, aber auf jeden Fall mit einer eigenen Meinung.

Wer sich nun die Serie gründlich angeschaut hat, wird festgestellt haben, dass es noch kein Schlumpf geschafft hat aus seiner Welt auszubrechen, ohne dabei einem imaginären Schutzwall zu begegnen: Gargamel und seinem Katzentier.

Die beiden sorgen dafür, dass alle Schlümpfe schön brav in ihrem Land bleiben und nicht einfach illegal ausreisen. Eine Legalisierung durch bewilligte Ausreiseanträge gibt es allerdings nicht, so dass der reisewillige Schlumpf keine andere Wahl hat, als sich die Haare wieder abschneiden zu lassen, in sein Uniförmchen zu schlüpfen und beim Zentralkomitee einen auf Töffte zu machen, damit er nicht in den staatlichen Gefängnispilz wandert.

Ich gehe übrigens fest davon aus, dass er zur Strafe beim nächsten Gangbang mit Schlumpfine an vorderster Front dabei ist.

Als Resümee bleibt der Vergleich des Schlumpfenlandes mit bestehenden oder ehemals bestehenden Ländern unserer Welt und man kommt unweigerlich zu dem Resultat, dass es sich bei den Schlümpfen um einen Satellitenstaat der ehemaligen Sowjetunion handeln muss. Die Parallelen zur ehemaligen DDR sind doch zu stark vertreten.

Kann man nur abwarten, bis die ersten Schlümpfe über Ungarn ausreisen und sich im Schlumpfenland Montagsdemonstrationen formieren, die gegen das bestehende Regime angehen.

1.10.04

Liebe Melli

Liebe Melli, ja genau Du!

mir ist kürzlich zu Ohren gekommen, dass Du Dich (wie so einige andere Leser hier auch) über zu wenige Blogeinträge beschwert hast (selbstverständlich nicht bei mir, sondern direkt bei meiner Chefin, was mir ein blaues Auge und eine Verletzung am Hals beschert hat).

Hoch und heilig verspreche ich hiermit, mich in nächster Zeit mehr um das Blog und die dazugehörigen Einträge zu kümmern.

Als Zeichen meines guten Willens unten stehend ein neuer Artikel…

Schlaf jetzt!

Die Kollegen des Freelancertums werden die Problematik kennen. Durch häufiges nächtliches Arbeiten ist der Lebensrhythmus dermaßen gestört, als dass man unweigerlich mit Einschlafproblemen zu kämpfen hat.

Warum gerade kreative Köpfe primär nachts arbeiten ist mir noch unergründlich, aber irgendwie kommen mir die besten Ideen, wenn der normale Mensch zum Bubu machen ins Bett geht und somit sitze ich häufig bis 5 Uhr morgens an meinem Schreibtisch, höre Musik und das häufige Laufen des Wassers in den Rohren, wenn Tante Leni von oben ihrer Blasenschwäche gefrönt hat und überglücklich die Spülung betätigt.

Der Nachteil der kreativen Nachtschicht liegt aber wie bereits oben beschrieben in den Einschlafproblemen, zu denen man automatisch kommt, wenn man mal früher in die Falle geht.

Probiert habe ich dabei schon alles Mögliche von Fernsehen bis Baldriantropfen und selbst mein Lieblingssender QVC schafft es nicht mich ins Traumland zu locken, auch wenn sie es in letzter Zeit erfolgreich bei einer Vielzahl deutscher Mitgucker schaffen, in dem sie die neuen Mikrofaserkleider mit Blumendruck präsentieren.

Zwischentext:

Mikrofaserkleider mit Blumendruck???
Da muss ich mir unweigerlich vorstellen, wie ich mein übliches Putzgerät beiseite lege, meiner Freundin das untere Ende eines Besenstiels reiche und glücklich bin über die Neuanschaffung dieses phantastischen Kleides, während ich sie, auf ihrem Po sitzend, durch das Wohnzimmer schiebe und sie zu mir sagt:

So sauber war unser Boden noch nie, Schatz. Gut das wir uns bei QVC dieses
wunderschöne Mikrofaserkleid gekauft haben!

Wofür soll ein Kleid aus diesem Material sonst gut sein?

Zudem wäre das ne unglaublich gute Art und Weise mal wieder was zusammen zu unternehmen und dabei noch Spaß zu haben.

Doch nun zurück zum Thema…

Während es all diese Varianten also nicht schaffen mich zum einschlafen zu bringen, habe ich mittlerweile ein für mich todsicheres Rezept entdeckt: Hörbücher und Hörspiele.

Ich brauche mir nur nen Kopfhörer aufsetzen und warten bis die gruselige Stimme sagt:

Hier spricht Edgar Wallace

Schon antworte ich nur „und hier schläft Heiko Schneider“.

Es ist also durchaus angenehm einen großen Freundeskreis zu haben und mein Kollege Edgar und ich haben schon so manche Nacht mit seinen entfernten Bekannten dem Frosch mit der Maske, dem schwarzen Abt und dem grünen Bogenschützen verbracht.

Wilde Jungs, die keine Party auslassen und mit denen man bis in die Morgenstunden auf die Kacke hauen kann.

24.9.04

Sonne tanken

So herbstlich wie es momentan ist, bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als sich nach einer Alternative zu einem das Sparschwein brechen lassenden Urlaub in einer revolutionsgeplagten Bananenrepublik umzusehen.

Nicht, dass ich etwas gegen Revolutionen hätte, aber so mittendrin zu sein ist doch etwas anderes. So könnte in einem solchen Falle z.B. auf einer Urlaubspostkarte stehen:

Hallo Mama,

einen lieben Gruß aus Kackahiti. Die Hotels sind hier
gut in Schuss. Das große Feuerwerk der Artillerie kommt immer näher, was bei uns Urlaubern eine knallige Stimmung erzeugt.
Gestern wurde sogar der Mann vom Zimmerservice befördert und ist jetzt Staatspräsident.
Hätten wir ihm doch vorher mehr Trinkgeld gegeben!

Liberacion o
morte,

sie und ich

Um also solche Urlaubskarten zu vermeiden, musste ich mir fix etwas anderes ausdenken um nicht der herbstnahen Depression zu verfallen.

Nach reiflicher Überlegung wurde das Auto bestiegen und es ging nach vielen Jahren der Abstinenz ab zu meinem lokalen Sonnenbankdealer.

Wenn ich bloß gewusst hätte, was sich in all den Jahren verändert hat…

Vor mir steht an der Ladentheke eine etwas zu gut gebräunte, ca. 20 jährige Blondine, die eine verteufelte Ähnlichkeit mit dem gestern Abend von mir verspeisten Grillhähnchen hat.

Ich sage ihr, sie solle mir bitte ne Bank für Amateure zuweisen und schon habe ich sie:

Die neue Ergoline600!

Laut Hähnchen brauche ich mich nur drunter legen, das obere Teil der Bank runterziehen und schon geht alles von alleine. Cool! Dinge die von alleine gehen liegen mir doch am meisten.

Ich gehe in Raum Nr.4 und mache mich ne Runde nackig. Plötzlich fällt mir ein, dass ich neulich im Internet Spannerbilder gesehen habe, die durch ein Loch in den Wänden eines Sonnenstudios gemacht wurden. Klamotten wieder an und die Kabine gründlich durchsucht!

Noch immer mit einem mulmigen Gefühl strampele ich aus meinen Klamotten wieder raus, lege mich unter die Bank, ziehe das obere Teil wie angewiesen runter und warte.

Nichts tut sich…

Ich warte weiter und lausche den Klängen der Deutschland sucht den Superstar CD, welche mir zur Förderung des Unwohlseins über die bankinternen Lautsprecher aufgedrängt wird.

Nichts tut sich…

Ich bekomme ein ganz flaues Gefühl, wie ich da so nackig unter dem dunklen Toaster liege und in mir kommt der Gedanke auf, dass das dämliche Grillhähnchen an der Theke mich ganz schön verarscht hat. Von wegen geht von alleine an! Die steht jetzt bestimmt gerade vorne mit ihren fertig gegrillten Hähnchenkolleginnen und alle zusammen pinkeln sie sich in die Hose vor Lachen! Hahaha, den haben wir aber ganz schön dran gekriegt, den blöden Schneider. Der liegt doch jetzt tatsächlich nackig da drin und wartet das das Ding von alleine an geht.

Haha, da machen wir doch erst mal ein Foto durch das Loch in der Wand, dass er bei seiner oberflächlichen Suche nicht gefunden hat!

Ich will gerade wieder aufstehen und die Tante mal so richtig zusammen scheißen, da spricht Gott in Form einer beruhigenden, weiblichen Stimme zu mir:

Die Besonnung wird gestartet. Vielen Dank, dass sie sich für eine Ergoline600
entschieden haben.

Auch wenn ich bisher dachte Gott wäre ein Kerl, war´s mir wurscht und ich war ihr unheimlich dankbar mich aus dieser Situation gerettet zu haben.

Gott war zudem an diesem Tag unheimlich gesprächig und hat auf jeden Tastendruck, den ich auf die Steuerung der Bank ausübte sofort reagiert. So kam folgendes Gespräch zwischen ihr und mir zustande:

Schneider: Hallo Gott, schön dass du mir gerade den Arsch gerettet hast. Hätte mich sonst ganz schön blamiert.

Tastendruck

Gott: Gesichtsbräuner minus.

Schneider: Aha, wir sind heute also ein wenig mathematisch drauf?

Tastendruck

Gott: Lüftung plus.

Schneider: Jaha, recht hast du. Lüftung kann man nie genug haben. Ist ja auch ganz schön heiß hier drunter!

Tastendruck

Gott: Gesichtsbräuner plus.

Schneider: Gleich habe ich aber die Schnauze voll mit dem ewigen Hin und Her! Mal weniger Gesichtsbräuner, mal mehr Gesichtsbräuner. Ich glaube fast, dass die Dame mal wieder ihre Tage hat und ich es jetzt ausbaden muss!

Gott war beleidigt! Das ging zu weit! Umgehend schaltete sie die neue Ergoline600 ab und sagte in einem noch halbwegs freundlichen Ton:

Ihre Besonnung ist beendet. Vielen Dank für ihren Besuch.

Hmmm, freundlich aber bestimmt wurde ich also von ihr rausgeworfen.
Somit stieg ich von der Bank, zog mir meine Klamotten wieder an und wollte das Studio verlassen.

Im Rausgehen traf ich noch mal kurz auf das Grillhähnchen und sie fragte mich, ob es Probleme unter der Bank gegeben hätte.

Ich schaute sie nur kurz an, entdeckte mit viel Phantasie in ihr den Apostel Matthäus, sagte

Gott sei mit dir, mein Kind!


Und suchte das Weite…

22.9.04

Ruhe jetzt!

Es ist Sonntagabend und sie fragt mich wann wir uns denn das nächste mal wieder sehen werden. Ich denke kurz nach, mir fällt auf, dass wir uns auf Grund geographischer Umstände ja nicht ganz so häufig sehen und sage spontan:

Dienstag! Wie sieht´s aus? Ich komme bei Dir vorbei und wir machen uns nen schönen Abend!

Hätte ich in diesem Moment geahnt, was für eine Panik ich mit dem bloßen Wort „Dienstag“ bei ihr auslöse, hätte ich jeden anderen Wochentag gewählt und eventuell sogar noch Tage wie Drustag oder Moschwoch dazu erfunden.

Dienstag kommt Sex and the City!!!
Gedankeneinwurf von mir: Ich hab Dich auch lieb und freue mich auch Dich zu sehen!

Als Mann verstehe ich nicht so ganz den Grund der Panik, da Dienstags mit Sicherheit auch eine ganze Reihe anderer Sendungen im Fernsehen kommen und ich die vergangenen Dienstage auch ohne Survivalkurs hervorragend am Rechner oder mit nem Buch überlebt habe.

Aber Sex and the City ist anders und schon ganz und gar für die Damenwelt (Aussage: Da könnt ihr Männer noch ne ganze Menge über uns lernen!). Sex and the City ist wichtig und darf nicht verpasst werden.

Ich schwöre mich ruhig zu verhalten und artig mitzuschauen und werde darauf hin zur Audienz gebeten.

Dienstags setze ich mich also in den Wagen, fahre zu ihr und der Tag beginnt endlich schön zu werden. Während sie kocht, zeichne ich dumme Bildchen mit kleinen blinden Maulwürfen drauf, nette Musik schallt aus der Anlage, die erste Flasche Wein wird geköpft und die ein oder andere Kerze brennt auch schon.

Herr Schneider entspannt!

Der Tisch wird gedeckt, das super lecker duftende Essen steht vor uns, sie ist da, ich bin da und…

Herr Schneider entspannt!

Wir beginnen zu essen, stoßen mit nem Glas Rotwein an und ich stelle wieder einmal fest, wie schön es ist bei ihr zu sein und…

Herr Schneider entspannt!

Scheißeeeeeeeeeeeeee!

Es ist 21.15h, Panik! Die Dame springt hoch, reisst ihren Teller und ihr Glas mit sich und ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Moment der Russe angreift!

Während ich damit beginne Deckung unter dem Esstisch zu suchen und darüber nachdenke, wie ich am besten die Alliierten über den Einmarsch des ehemaligen Feindes informiere, schnalle ich gaaaanz langsam was passiert ist:

Sex and the City fängt an und beinahe hätte man eine kostbare Minute Sendezeit verpasst!

Das Essen wir jetzt fix vom Esstisch an den Couchtisch verlagert und bevor ich irgendetwas dagegen tun kann stecke ich schon mittendrin in diesem kleinen Abenteuer, welches mir ganz neue Perspektiven an der mir sonst so vertrauten Frau eröffnen sollte.

Gegen Mitte der Sendung (es ging diesmal übrigens ausnahmsweise um Sex und Schuhe) kommen Freundin Bratze und mein Leidensgenosse Cruiser rein. Bratze schwenkt umgehend ohne ganz so viele Worte zu verlieren in den Sessel ein und vertieft sich in Bruchteilen einer Sekunde in die hypnotisch wirkende Sendung.

Cruiser hätte gerne etwas gesagt, bekommt aber schon während des ersten Versuchs den Mund zu öffnen die Antwort:

Ruhe jetzt!

Jepp, es ist Sex and the City Zeit und die eigentliche Funktion der Männer während dieser Sendung wird mir klar, als mir aus der Fernsehferne ein leeres Weinglas entgegen gestreckt wird mit dem Kommentar: Hmmm!

Artig gehe ich also los, hole die Weinflasche und schenke nach.

Für die nächsten Folgen an den kommenden Dienstagen werde ich dann wohl noch ein paar Häppchen vorbereiten und schauen, dass der Wein auf entsprechende Temperatur runter gekühlt ist.

Job ist eben Job und immerhin ist es Dienstag…

21.9.04

Das hat mir noch gefehlt

Ab und zu tauchen Dinge in deinem Leben auf, bei denen du dich fragst, wie du vorher ohne sie zurecht gekommen bist. Dinge, die einen enorm hohen Stellenwert einnehmen und aus dem gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken sind.

So schaue ich die Tage ein wenig fern und zappe durch die Programme. Schließlich lande ich bei einer Heimwerkersendung auf RTL2 und muss mit Entzücken feststellen, dass die Redakteure der Sendung endlich herausgefunden haben, was ich wirklich brauche:

Die Titelmelodie der Sendung als Klingelton für mein Handy!

Geil, denke ich. Darauf war ich ja schon immer scharf und als ich bei meiner Einschulung gefragt wurde, was ich mir denn fürs Leben vorgenommen habe, sagte ich schon damals:

Irgendwann lade ich mir mal die Titelmelodie einer RTL2 Heimwerkersendung als Klingelton auf mein Handy. Dann weiß ich einfach, dass ich es im Leben zu was gebracht habe.

Während ich also diese Sendung schaue und vor lauter Freude über den genialen Klingelton noch immer aussehe wie Thomas Gottschalk, als er bei einer seiner Sendungen auf den Hintern von Jennifer Lopez schauen durfte, beginnt der Werbeblock.

Plötzlich bin ich mir gar nicht so sicher, dass der Download meines polyphonen Etwas die richtige Entscheidung war, da eine Firma namens Jumbo (oder so ähnlich) gleich ein ganzes Monatspaket mit Klingeltönen anbietet. Da könnte ich mir ja jeden Tag einen neuen Klingelton auf mein Handy zaubern und somit endlich Zufriedenheit, innere Ausgeglichenheit und Freude in mein Leben bringen! So viele neue Lebensfeatures für lumpige 7,99 €!

Wer bis dahin noch immer nicht mit seinem Leben zufrieden ist, kann sich ja noch eins der tollen neuen Handylogos des selben Unternehmens bestellen, womit auch gleich noch ein wenig Farbe in´s Spiel kommt.

Ich jedenfalls habe mich für das volle Programm entschieden. Ich lasse mir jetzt täglich neue Klingeltöne, Hintergrundbilder und vor allem Spiele auf mein durch eine Auswahl von 234 auswechselbaren Oberschalen in den coolsten und hippsten Styles auftunebares Nokia Handy schicken. Wenn ich dann zwischendurch noch Zeit habe, mache ich mir über einen von 523 SMS-Dating-Channels einen kleinen Seitensprung klar, während ich meiner Freundin automatisiert ein wunderbar romantisches Gedicht auf ihr Handy schicken lasse, weil ich mittlerweile zu verblödet bin, ihr in eigenen Worten zu schreiben, dass ich sie lieb habe.

Danke, Industrie für diese neuen Specials in meinem Leben!

P.S.: Selbstverständlich gibt´s von diesem Blog auch bald ein paar mega-coole Hintergrundbilder für Dein Handy zum download...