31.8.04

Mein Bier

Mal schnell zwischendurch was in eigener Sache…

Auch wenn die Kommentare im Blog eher sparsam eingesetzt werden, so ist es doch mein Mailpostfach, welches von Euch reichlich bestückt wird.

Eure durchweg positiven Reaktionen auf das Blog und die freundliche Unterstützung einer ganzen Reihe von Websites (danke Euch allen!) bringt mir den eigentlichen Spass an der Sache.

Es ist schön für Euch zu schreiben! Bleibt bei mir, denn die Leute die das hier verstehen sind die Leute die ich gerne um mich habe.

30.8.04

Wähl Dich selbst!

Nun isset ja mal wieder so weit. Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür und der potenzielle Wähler wird mit einer Vielzahl bunter Plakate mit netten Onkels und Tanten drauf in Wahlversuchung geführt.

Was aus der Sicht des otto-normal Bürgers mehr oder weniger eine Routineerscheinung ist, ist für den Werber immer wieder ein Highlight, welches er mit großer Faszination beobachtet.

So bekommt er an fast jeder Straßenlaterne eine kostenlose Lehrstunde über Werbung und wie man sie besser nicht macht und überlegt, ob solch abschreckende Beispiele nicht eventuell sogar in das Unterrichtsprogramm für angehende Mediengestalter aufgenommen werden sollten.

Nehmen wir mal als Beispiel die Bochumer OB Kandidatin:

Die gute Frau ist an sich sehr nett und durchaus intelligent (ich hatte kürzlich die Gelegenheit sie persönlich zu treffen), schaut aber auf ihren Wahlplakaten stellenweise wie ein frischgefi**tes Eichhörnchen.

Besonders gut gefällt mir das Plakat mit der klassischen Denkerpose. Die Augen geradeaus gerichtet, eine Hand am Kinn und den Zeigefinger elegant am Mundwinkel entlang nach oben gestreckt. Ein Bild, welches kaum mehr Motivation ausstrahlen kann und in mir den „jepp, ich will auch auf Couch“ Gedanken weckt.

Viel motivierter kommt dagegen einer der Dortmunder Kandidaten rüber. Seine PR-Berater haben ihm schon Wochen vor dem Fototermin eingetrichtert, dass er ein Mann in den besten Jahren sei und bestimmt nach der gewonnenen Wahl den ein oder anderen jungen Hüpfer mit seinem charmanten Lächeln auf seine mit Satinbettwäsche bezogene Spielwiese locken kann.

Das Resultat ist ein Wunderwerk der modernen Fotografie. Lässig sein Sakko über die Schulter geworfen und sein bestes Lächeln aufgesetzt sieht der Kandidat, mit Verlaub, ein wenig –verzaubert- aus.

Liebe Leute! Mir ist bekannt, dass ihr mit einem äußerst knappen Budget arbeiten müsst und es deshalb irrsinnig erscheint mit Leuten zu arbeiten, die zwar ein wenig Geld kosten, aber Ahnung von der Materie haben. Im Kampf für halbwegs gute Werbung und zur Vermeidung eines Bundesdeutschen visuellen Kackreizes stehen Dieter und ich aber gerne auch zum Selbstkostenpreis zur Verfügung wenn es das nächste Mal heißt:

Ran an die Laterne!

Coole Sau

Als ich mich heute morgen in aller Frühe aus dem Bett geschält habe um die „Coole Sau“ des Tages zu finden, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich ihr nur eine knappe Stunde später gegenüber stehen würde. Könnte man diesen Titel noch steigern, so wäre „Coole Sau-Sau“ durchaus angebracht.

Unsere heutige Anwärterin ist ca. 45 Jahre alt, hat anscheinend in ihrer Vergangenheit einen Intensivkurs in kreativer Make-up Gestaltung gemacht, ist weiterhin damit beschäftigt die ernormen Spuren des Kurses zu beseitigen und hat sich aus diesem Grunde eine ordentliche 50er Karte für den Turbobräuner gegönnt. So viel sei gesagt: Die Haare liegen!

Der eigentliche Grund unseres heutigen Aufeinandertreffens hat primär mit ihrem Job zu tun. Sie arbeitet bei einem Juwelier und meine Uhr ist hin. Also besuche ich sie im Geschäft und sie beginnt umgehend mich freundlich mit „Herr Schmider“ zu titulieren. Lässig übergeht sie dabei meinen dreimaligen Versuch meinen Namen richtig zu stellen.

Ich finde mich also damit ab, jetzt Schmider zu heißen, während die Dame zum Großangriff der Coolness ansetzt:

Wie möchten Sie denn über die Reparatur ihrer Uhr benachrichtigt werden, Herr Schmider? Per Mail oder SMS?

Leck mich am Arsch, denke ich! Die haben es drauf und vor allem entdeckt, dass nach der Erfindung der Feldpost noch was anderes kam. Also nehme ich die Mailvariante.

Als mich besagte Dame fragt, ob man das H in meiner Mailadresse groß schreibt, beginne ich mich innerlich und nicht unberechtigt auf das @ Zeichen zu freuen, steige aber mit einiger Verwirrtheit in das Projekt ein. Die schreibt tatsächlich Schneider!!! Geht doch!!!

Es beginnt das große Kreisen über die Tastatur und sie sucht und sucht und sucht – das verdammte @ Zeichen! Schließlich hat sie es gefunden und drückt ziel- und siegessicher auf das Q, schaut auf den Monitor des Rechners und stellt fest, dass wenn man Q drückt auch nur ein Q rauskommt.

Ich lehne mich ein wenig vor und beginne ihr zu erklären, dass sie rechts neben der Leertaste eine weitere Taste mit der Aufschrift „Alt Gr“ findet, welche sie parallel zum Q drücken muss. Leider hatte ich dabei vergessen zu erklären, was die Leer, bzw. Spacetaste ist.

Ein rundes Stündchen (jedenfalls kam es mir so lange vor) später hatten wir auch diese Taste in den Weiten der Tastatur gefunden und begannen nun uns vehement zu fragen, wo denn rechts neben dieser Taste ist. Ich zeige drauf, sie sagt „ich bin noch nicht so firm mit dem Rechner“ und ich beginne mich zu fragen was zum Teufel das mit der Kenntnis von links und rechts zu tun hat.

Immerhin hat sie sich nach dem kompletten Eintippen meiner Mailadresse auch artig bei mir bedankt
So, vielen Dank Herr Schmider. Sie werden benachrichtigt, wenn ihre Uhr fertiggestellt ist.

Und dann kommst du auf einmal in eine Situation, in der Gewalt und Aggression nun doch eine größere Rolle in deinem Leben spielen, als du dachtest.

26.8.04

Mama

Mama begegnet mir in letzter Zeit häufiger. Mal wenn ich auf dem Weg zum lokalen Feinkost Albrecht bin, mal wenn ich am Altpapiercontainer stehe, meistens aber an der Shelltanke um die Ecke.

Mama wird so um die 35 Jahre alt sein und Mama fährt nen asbachuralten roten E-Kadett mit zwei riesigen Aufklebern auf der Heckscheibe:

Baby an Bord (gesponsert vom hippsten aller Babynahrungshersteller)

und noch viel größer und von links nach rechts über die ganze Heckscheibe verteilt

1-2-3-Chat

Mamas E-Kadett hat insgesamt 5 Sitze: Fahrer, Beifahrer, Heck und zwei zur Sonderausstattung gehörende Kindersitze mit Kleinkindern drauf, die wir an dieser Stelle einfach mal Dschackeline und Dschackomo nennen wollen.

Wenn Mama geschäftlich unterwegs ist (dementsprechend zur Shelltanke um Fluppennachschub zu holen), trägt sie als Dienstkleidung gerne zu ihrem roten Nicki-Pullover die bequeme Trilobal-Dschogginghose und die Markenschuhe-so-günstig-Sneaker eines großen deutschen Herstellers. Ich möchte bitte nicht dabei sein, wenn Mama diese mal auszieht…

Was Vatter beruflich macht und wo er überhaupt die ganze Zeit abgeblieben ist, ist mir ein Rätsel. Gesehen habe ich ihn jedenfalls noch nie und ganz so eilig habe ich es damit auch nicht, da ich immer noch schwer dran arbeite Mama zu verdauen.

Mama begegnet mir also fast täglich und wenn ich sie mal nicht sehe, fange ich direkt an mir Sorgen zu machen, ob ihr was passiert ist. Immer wenn meine Sorge gerade auf dem Höhepunkt ist, kommt sie dann eiligen Reifens um die Ecke gefahren und bietet mir ein Bild für die Götter.

Wir erinnern uns an den roten E-Kadett mit den Aufklebern und Dschackeline und Dschackomo drin. Mama auf dem Fahrersitz, lässig die Kippe im Hals (die Fenster bleiben selbstverständlich geschlossen, damit Dschackeline und Dschackomo auch was vom Qualm haben). Durch die geschlossenen Fenster höre ich das laute Bufftatabufftata der letzten Bravo-Hits-Compilation und frage mich in diesem Moment, wie Mama es schafft trotz des Lärms mit der rechten Hand das Handy festzuhalten und zu telefonieren.

Sobald ich Mama fahren sehe, lenke ich meinen Wagen jedenfalls schnell an den rechten Fahrbahnrand und nehme Deckung, da mir zwar bekannt ist, dass Frauen Multitasking fähig sind, Mamas Fahrstil aber eher dem meiner Großtante Leni im Alter von 87 Jahren ähnelt.

Mama, mal unter uns:

Ich bin selber Raucher und notorischer Telefonierer, aber wenn ich Dich mit den
Kiddies im Auto sehe kriege ich regelmäßig nen kleinen Kotzreiz. Denk mal drüber
nach!

Vorbereitet

Theoretisch müsste das schönste am Leben eines arbeitenden Menschen eine Situation sein, in der andere die Arbeit bereits erledigt haben. Nur mal rein theoretisch…

Dass das praktisch auch ganz anders aussehen kann musste ich feststellen, als ich mich kürzlich mit einem potenziellen Kunden getroffen habe, um einen möglichen Auftrag für eine Firmenwebsite zu besprechen.

Bereits beim Betreten des Lokals, welches wir als Treffpunkt nutzten, bemerkte ich ein hohes Maß an künstlerischer und intellektueller Atmosphäre und je weiter ich diesen Schwingungen folgte, desto mehr gelangte ich an den Tisch meines potenziellen Kunden.

Man begrüßte sich, das allgemeine Kartenspiel (sprich der Austausch der Visitenkarten) fand statt und schon begann Herr Müller (so sei der Kunde ab jetzt genannt) mir zu erzählen, dass er eigentlich im falschen Job arbeite.

Zeit seines Lebens wäre er gerne Grafikdesigner geworden und auch die Umsetzung der Firmenwebsite hätte er selbst übernommen, aber Termine, Termine, Termine…

Schon jetzt fühlte ich mich schwer an unseren Dieter erinnert, welcher mich seit der damaligen Geschichte fast wie ein Albtraum begleitet.

Immerhin habe ich Zeit gefunden schon einmal einen Entwurf der Website
vorzubereiten.

Diese Aussage des Herrn Müller ließ mich ein wenig zusammenzucken, dachte ich doch bisher ich wäre der Grafiker und er der Firmeninhaber. Ich fügte mich innerlich meinem Schicksal jetzt ein Maschinenbauunternehmer zu sein und als ich gerade mental dabei war aus der Firma eine AG zu machen, Unmengen an Geld zu veruntreuen und mich damit nach Venezuela abzusetzen, zog Herr Müller ein Blatt Papier aus der Tasche, welches meine Pläne unweigerlich in Richtung Karneval in Rio brachte.

Alle ca. 65.000 auf meinem Handydisplay anzeigbaren Farben waren auf dem Blatt Papier, welches sich schon bald als „der Entwurf“ entpuppen sollte, vereint und ergaben zusammen die Grundrisse einer Website wie sie für den Christopher Street Day nicht besser hätte geeignet sein können (et geht um die Farben Jungs, nicht um Euch!).

Und, was sagen sie?

Fragte mich Herr Müller ganz gespannt und mir fiel im CMYK-Rausch nur ein Wort ein:
Bunt!

Wie dem auch sei. Herr Müller wollte seinen Entwurf genau so ins Netz gestellt haben und es war definitiv unmöglich ihn davon abzubringen.

Um der professionellen Kollegialität noch einen drauf zu setzen war er sogar so freundlich mir die Originaldateien seines visuellen Ergusses mitzubringen und erläuterte mir, dass ich das Dokument nur kurz öffnen, den ein oder anderen Rechtschreibfehler eventuell korrigieren müsse und es dann direkt auf den FTP-Server schieben könne.

Es war für mich dringend an der Zeit Herrn Müller zu fragen, mit welchem Programm er die Datei denn erstellt habe, obwohl der kleine Teufel und das Engelchen auf meinen Schultern schon längst eine Wette darüber laufen hatten, welche der Teufel gewinnen sollte.

Hab ich in Powerpoint erstellt. Ist doch klar, dass sie sonst Probleme mit der
Konvertierung bekommen!

25.8.04

Dreisisch

Bisher hatte ich eher weniger Probleme mit meinem bevorstehenden dreißigsten Geburtstag und wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nicht einmal an ihn gedacht.

Zwar haben mir die ersten auftauchenden grauen Haare vor zwei Jahren ein wenig Kopfzerbrechen gemacht und wurden die erste Zeit auch penibel mit einer Pinzette entfernt, aber die Zahl dreißig hatte für mich keinen besonders großen Schrecken.

Je weniger ich also selber an diesen Geburtstag dachte, desto mehr half mir meine Umwelt auf die Sprünge.

Mit meiner Ma fing bereits im letzten Jahr alles an, als sie drohte dass ich an meinem runden Geburtstag nicht wie sonst um die Party rumkommen würde (normalerweise bin ich ein paar Tage vorher immer im nahegelegenen Ausland verschwunden), sondern sie schon ihre mütterlichen Pflichten wahrnähme und es (auch noch) in meiner Wohnung zu einer Mordssause kommen würde. Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt ein Einschweißgerät bei Tchibo im Angebot, welches ich käuflich erwarb und seit einigen Woche dazu nutze, meine persönlichen Gegenstände Vakuum zu verschweißen. Schließlich kenne ich ja meine Freunde und somit meine Pappenheimer.

Den vorläufigen Gipfel hat dann eine medizinisch versierte Bekannte gebracht. Sie registrierte, dass ich seit über einem Jahr fleißig Sport mache, um meinen Körper mal wieder ein wenig in Form zu bringen. Vorsichtig wie ein Psychotherapeut brachte sie eines Abends das Gespräch auf diesen Punkt und teilte mir mit, dass meine sportlichen Bemühungen zwar sehr löblich, aber auch relativ sinnlos seien. Den Gedanken mit meinem Körper ein Ich-bin-wieder-20-Revival zu veranstalten könne ich vergessen, da dies in meinem Alter medizinisch gesehen nicht mehr möglich sei.

Paff! Das saß und hat mir im Bruchteil einer Sekunde nicht nur einen Großteil meiner sportlichen Motivation geraubt, sondern auch das Talent seit ca. 1 ½ Stunden den Bauch einzuziehen.

Rund 4 Wochen hat es gedauert, bis ich dieses Trauma mental wieder aus meinem Kopf gestrichen hatte. 4 lange Wochen der Selbstzweifel und des Zurückkehrens zur ehemaligen sportlichen Disziplin. Wer schon einmal versucht hat, sich regelmäßig selbst zur regelmäßigen sportlichen Aktivität zu zwingen, kann meine Misere bestimmt nachvollziehen.

Ich war also gerade wieder frisch im Rausch der Hantelbank und der Sixpack-Quälereien angelangt, als ich mich auf dem Sofa einer sonst sehr liebenswerten jungen (so jung auch wieder nicht!) Dame wiederfand. Zu dem Sofa, beziehungsweise dem Umfeld des Sofas gibt es (mit freundlichem Gruß an den Cruiser) bestimmt bald mal mehr zu lesen…

Ich sitze also auf dem Sofa, denke mir nichts Böses und nippe ab und zu an meiner äußerst gesunden Apfelschorle. Die Dame mustert mich eine Weile, schaut mir auf den Kopf, dann in die Augen und sagt:

Für Dein Alter hast Du aber noch ganz schön volles Haar!

Mein Kinn klappt runter und mein Hirn schaltet sich ab wie der Reaktor eines Kernkraftwerkes. Der Reaktor fährt wieder hoch und ich sehe vor meinem geistigen Auge die Seniorenresidenz am Stadtpark.

Nach diesem Vorfall habe ich mich entschlossen in den Baumarkt zu fahren, mir ein 125er „Motorrad“ zu kaufen, meine Haare länger wachsen zu lassen und mir was ganz wildes auf den Oberarm zu tätowieren. Männer in der Midlife-Crisis machen das ja für gewöhnlich und da möchte in meinem hohen Alter keine Ausnahme bleiben.

24.8.04

Gute Nachbarschaft

Vor nicht ganz so langer Zeit habe ich meinen Wohnsitz in meine alte Heimatstadt Bochum verlegt. Da ich zuvor aus Versehen in einer Gegend wohnte, wo selbst der zum guten Morgen grüßende Hahn schon eine frisch gekühlte Dose Pilsbier von Harry Müller seine Aral Tankstelle am Hals hatte, war für mich klar, dass das neue Domizil in einer absolut spießigen und ruhigen Umgebung sein muss.

Mittlerweile weiß ich, dass ich mit meiner Strasse eine solche Gegend so treffsicher wie Ralph Siegel den Misserfolg beim Grand Prix gefunden habe…

Jeden Morgen um 9 Uhr werde ich durch die sanften Klänge des Rasenmähers geweckt, der genau wie gestern und die Tage davor lässig durch den Vorgarten meines direkten Nachbarn geschaukelt wird.

Parallel höre ich ein leises „Komm-komm-komm-komm-komm-komm- komm-komm“, welches mir in den ersten Wochen in der neuen Wohnung ehrlich gesagt ein wenig Angst eingejagt hat. Nachdem ich die ganze Wohnung (selbst unterm Bett wollte ich schon nachsehen) nach der komischen Komm-Komm-Stimme abgesucht hatte, beschloss ich der Gefahr zu trotzen und ihr einfach zu folgen. Gelandet bin ich in der hintersten Ecke meines Gartens, von der aus ich sehen konnte, wie beim Nachbarn ein putzig aussehender Kerl in blauem Kittel und nem Hütchen auf dem Kopf in einen Taubenschlag geht, um die Jungs zu füttern.

Das Geilste ist aber mein sogenanntes Baywatch-Experiment, welches zu jeder Tages und Nachtzeit durchgeführt werden kann und immer zu einem positiven Resultat führt.

Wie jeder weiß haben die „Rettungsschwimmer von Malibu“ diese kleinen roten Rettungsbojen. Sobald von einem der Wachtürme ein Ertrinkender gemeldet wird, schnappt sich so ein Rettungsschwimmer eine der Bojen, wirft sie in die Fluten und schwingt sich hinterher.

Ähnliches kann man bei mir auch beobachten und man benötigt noch nicht einmal nen Ozean. Ein Auto und ein Zündschlüssel reichen da völlig aus und das funktioniert folgendermaßen:

Man setze sich in das Auto, stecke den Zündschlüssel in´s Zündschloss (nein, noch nicht anmachen!!!) und lasse sich die Einfahrt runterrollen. Sobald das Fahrzeug auf der Straße angekommen ist, die Augen auf und den Zündschlüssel umdrehen.

Rrrrrrrrrrrrrrrrööömmmm

In genau diesem Moment kommen die Rettungsschwimmer zum Einsatz. Sie hören ein Geräusch auf der Straße, alle Sinne sind geweckt und das Adrenalin stößt in ihren Körper.

Erst der linke, dann der rechte Fuß in die Filzpantoffel.

Dann kommt Bewegung in den Retter in der Not. Er schnappt sich seine persönliche schon bereit liegende Rettungsboje (ein großes von Mutti liebevoll mit Blümchen besticktes Kissen) und sprintet los, während seine angetraute Mitretterin (gestern Abend bei Pils und Korn noch „der Drache“ genannt) schon mal das Wohnzimmerfenster für denn Einsatz öffnet.

Die bestickte Rettungsboje wird mit einem eleganten Schwung auf den Fensterrahmen geworfen und unser Held springt mit einer Art Hechtsprung hinterher…

Scheiße! Ist nur der Schneider der wegfährt (wo mag der jetzt wohl hinfahren?)!

Entwarnung, Kommando zurück und ab auf Couch!

Interessant ist, dass man ohne das Fahrzeug irgendwie zu bewegen den gleichen Trick mindestens 5 Mal anwenden kann. Auto aus, Auto an und schon geht die Show wieder los.

Für Spass ist also gesorgt und mal ehrlich: Ist schon schön bei Euch zu wohnen!

18.8.04

Jetzt mal ehrlich!

Warum die Werbebranche eine so hohe Arbeitslosenquote zu verzeichnen hat ist mir ein komplettes Rätsel. Endlich haben wir mit Hilfe der Umschulungstips der Agentur für Arbeit genügend Mediengestalter um richtig durchzustarten (wir könnten sogar noch ca. 100.000 von ihnen mit dem Zertifikat „Made in Germany“ gen Weißrussland exportieren) und was ist?

Die arbeitssuchenden Designer kommen selber nicht ausse Pötte!

Da haben wir zum Beispiel meinen Freund Klaus. Klaus ist 35 Jahre alt, diplomierter Grafikdesigner mit 7 Jahren Berufserfahrung in großen Agenturen und einer ganzen Reihe von Auszeichnungen für seine Arbeiten.

Da Klaus momentan arbeitssuchend ist, hat er sich kürzlich bei einer nicht namentlich erwähnten größeren Agentur im Ruhrgebiet auf Ihre Stellenausschreibung als Artdirector beworben und auch umgehend eine positive Rückmeldung erhalten:

Sehr geehrter Herr XYZ,

wir freuen uns über Ihr Interesse bezüglich der von uns ausgeschriebenen Stelle als Artdirector in unserem Unternehmen.

Bitte vereinbaren Sie mit uns umgehend telefonisch einen Termin zum Vorstellungsgespräch, damit wir Sie schon bald als Praktikant in unserer Agentur begrüßen dürfen.

Das von uns angebotene Praktikum geht über einen Zeitraum von 3 Jahren und ist für Sie selbstverständlich kostenlos.

Mit freundlichem Gruß,

Ich habe lange darüber nachgedacht, warum Klaus nicht sofort dort angerufen hat, wenn er doch dringend einen Job sucht, bin aber zu keinem wirklichen Schluss gekommen.

Immerhin teilt Klaus Mutter mit mir eine Meinung:

Junge, ruf unbedingt da an! Da hast Du doch schon mal wieder einen Fuß in der Tür!

17.8.04

Unser Dieter

Akquise ist immer ne Sache für sich und hält regelmäßig die ein oder andere Überraschung bereit.

Diesmal hieß die Überraschung Dieter und war der 35 jährige Sohn vom „Chef von das Unternehmen dem sein Bruder“. Dieter wurde selbstverständlich liebevoll „unser Dieter“ genannt, vermutlich zur direkten Klarstellung der Besitzansprüche, damit ich Dieter nicht aus Versehen mitnehme.

Eigentlich war ich nur in das Unternehmen gekommen, um nach potenziellen Aufträgen Ausschau zu halten und zählte aus diesem Grunde dem Chef die Bandbreite meiner Dienstleistungen auf, welche unter anderem auch den Bereich Webdesign enthält.

Plötzlich kam Leben in den Chef und er rief ganz erregt:

Jaaa, Webdesign! Das macht unser Dieter auch! Passen se mal auf. Ich zeich ihnen
mal wie der Dieter unsere Seite gemacht hat.

Bevor ich es verhindern konnte war mein Gegenüber schon im Internet, drehte den Monitor leicht, damit auch ich die Seite sehen konnte und freute sich ein Ei.

Während ich noch von den Eindrücken der Website berauscht war, mich zwangsweise an das Elviskonzert „Viva Las Vegas“ erinnerte und betete, dass kein Epileptiker diese Seite jemals ohne eine Diazepamreserve zu Gesicht bekommen möge, erzählte mir der Chef wie es zu Dieters Designausflügen gekommen ist.

Zunächst hat unser Dieter den 14 tägigen Workshop „Homepagebasteln“ bei der VHS belegt. Die Frage des Chefs, ob ich auch mal in diesem Kurs war lies mich zusammen zucken und ich spürte wie mein Hals langsam aber sicher begann anzuschwellen.

Ich drückte mir ein „nein, leider nicht“ raus und dachte mir „ja, sicher war ich dabei! Das war damals genau zwischen Modellieren mit Fimo und dem Einsteigerkurs Seidenmalerei“.

Mittlerweile ist unser Dieter ne ganze Ecke weiter gekommen, hat sich fortgebildet und ist zudem stolzer Besitzer einer Software, welche man wohl ohne Bedenken den Flux-Kompensator unter den Softwareprodukten nennen kann und die ihm im nu 65.000 der besten Homepagevorlagen liefert.

Dies ermöglicht es unserem Dieter seine Websites bei Ebay für den stolzen Preis von 14,-€ anzubieten, womit er nach Aussage des Chefs ein Mordsgeschäft macht.

Ich wünsche unserem Dieter noch viel Erfolg mit seinem Unternehmen und hoffe schon bald eine Festanstellung in seiner Webdesignagentur zu bekommen. Das Bewerbungsverfahren läuft jedenfalls noch und eventuell habe ich ja in naher Zukunft die Möglichkeit noch einiges vom Meister zu lernen.

Wellness

Während man im Amerika der 50er Jahre das Wort „Radioaktiv“ als unheimlich schick empfand und die Forscher kurz davor standen Sonnenbänke zu erfinden, die dem Konsumenten auch noch das letzte Strählchen der gesundheitsfördernden „Atömchen“ auf die Haut zu brennen, ist in deutschen Supermärkten ein neuer Virus aufgetaucht: Wellness!

Vom Tee bis hin zur fetttriefenden groben Gutsherren Leberwurst kann der Käufer alles kaufen, was zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt.

Marktanalysten behaupten, dass das Wort Wellness auf einer Verpackung alleine schon zu einer Verkaufssteigerung des Produkts um fast 20% beiträgt.

Bei der allgemeinen Flaute in der Werbebranche täte es uns also doch auch mal ganz gut bei Feinkost Albrecht reinzuschauen um uns ein paar Verkaufstricks abzugucken!?!

Ich für meinen Teil habe gelernt und biete seit heute morgen Wellness Websites und Printproduktionen mit Aloe Vera an. Parallel bekommt jeder Kunde von mir kostenlos einen Satz selbstgeschnitzter Stöcker zum sogenannten „Nordic Walking“, ein Trendsport, der nicht nur unheimlich sinnvoll, sondern auch noch an optischer Eleganz nicht zu überbieten ist.

Auf meinen zukünftigen Erfolg trinke ich mir jetzt jedenfalls erstmal einen echt wellnessmäßigen Martini mit der dazugehörigen Aromatherapie Zigarette und schaue mir einen Film über Bachblüten an…

15.8.04

Hartz IV

Ganz Deutschland redet über Hartz IV und selbstverständlich gehen diese Diskussionen auch an mir nicht spurlos vorbei. Plötzlich beginnt man intensiv darüber nachzudenken, wer aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis eventuell von diesem Reformpaket betroffen sein könnte und wen man mit dem Begriff „Langzeitarbeitslosigkeit“ automatisch in Zusammenhang bringt.

Während ich also die mir bekannten Leute vor meinem geistigen Auge wie auf einer Militärparade auf und ab marschieren lasse, schiesst mir eine Person besonders in den Kopf, die ich seit meiner Kindheit sehr gut kenne: Peter Lustig aus der Sendung Löwenzahn!

Ich lasse sämtliche Sendungen revue passieren und versuche krampfhaft mich daran zu erinnern, wann dieser Typ schon einmal einen Job gehabt hat.

Seit dem ich denken kann, lebt er relativ alternativ in einer Wagenburg bestehend aus nur einem einzigen Bauwagen, arbeitet nicht und verbringt den Tag mit dem Basteln von sprechenden Puppen aus Ukulelen und dem rigorosen Aufsuchen von Menschen auf ihrem Arbeitsplatz, die er anscheinend verhöhnt, da er sie dabei noch mit lästigen Fragen nervt.

Auf der anderen Seite tut er mir natürlich auch wieder leid. Der Übergang von der Arbeitslosen- in die Sozialhilfe muss bei Peter Lustig schon in den frühen 70er Jahren stattgefunden haben, da er so knapp bei Kasse ist, als dass er sich nicht einmal neu einkleiden kann. Schon ewig und drei Tage trägt der arme Herr Lustig die selbe Jeanslatzhose und das dazu gehörige Hemd. Das er bei Zeiten angefangen hat ein wenig zu müffeln liegt dabei auf der Hand, da ich auch noch keine Waschmaschine in seinem Bauwagen entdecken konnte.

Ich bin weder Personalmanager, noch Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, aber wenn ich Peter Lustig einen Tip geben sollte, was er eventuell an seiner Strategie bei der Arbeitsplatzsuche verbessern könnte, würde ich ihm raten seine Kommunikationswege ein wenig zu verbessern. Da der gute Mann weder einen Festnetz- noch einen Mobilanschluss sein eigen nennt, wird es schwierig sein ihn kurzfristig für ein Stellenangebot zu erreichen.

Wie dem auch sei. Ich drücke Peter ganz fest die Daumen, dass er schon bald seine Suche nach einem Arbeitsplatz erfolgreich beenden kann und jetzt -ihr wisst schon-

Abschalten!

14.8.04

Der Grafikdesigner

Betrachte ich das Bild des Grafikdesigners in der Aussenwelt, so drängt sich schnell der Gedanke auf, dass ich (obwohl ich ausser Zigaretten keine Drogen konsumiere) gerade ziemlich zugekokst sein muss. Angeblich ist das bei allen Designern und Werbern der Fall, wenn sie gerade kreativ sind.

Also lasse ich mich auf diese neue Erfahrung ein und fühle mich nach einer leichten Gauloises ziemlich dicht.

Das macht mir aber nicht unbedingt viel aus, da ich ja einen brandneuen 911er eines Stuttgarter Automobilkonzerns in der Garage stehen habe, welcher nur darauf wartet von mir mit überhöhter Geschwindigkeit auf der linken Spur über die A52 getreten zu werden.

War ganz schön dämlich von mir, gestern für teuer Geld den Auspuff eines 16 Jahre alten Mitsubishi Galant reparieren zu lassen, von dem ich dachte es wäre meiner.

Bevor ich mich auf den Weg in mein Ankleidezimmer mache (hab´s sonst immer Schlafzimmer genannt) und mir für die allabendliche Bochumer Werberparty einen farbenfrohen Anzug aus der Farbpalette von anthrazit bis 90% schwarz raussuche, denke ich noch kurzfristig darüber nach, ob ich vorher nicht noch ein kleines Tennismatch auf dem meinem Eigenheim angeschlossenen Tenniscourt vollziehen soll.

Den Pflaumenbaum mitten auf der Wiese vorher zu fällen scheint mir aber zu umständlich und deshalb beschließe ich das Thema Sport für heute zu canceln und mich auf die Couch zu begeben.

Während ich mit einem äußerst schlechten Gewissen von ARTE rüber zu Kabel1 zappe um dort die 400ste Wiederholung einer „Diagnose Mord“ Folge in Augenschein zu nehmen, fällt mir auf, dass das Leben eines Designers wohl doch ganz anders sein muss als viele Leute sich denken.

Eventuell läuft bei mir ja tierisch was neben der Reihe und ich bin einfach unfähig das normale Leben eines normalen Grafikdesigners zu führen?

Die Eröffnungsrede

Ne Laune wird es gewesen sein, die mich dazu verleitet hat dieses Blog in´s Leben zu rufen.

Ne Laune, pure Extrovertiertheit und das Gefühl meine Gedankengänge der Umwelt mitteilen zu müssen.

Selbstverständlich ist fraglich wer um alles in der Welt sich dafür interessieren sollte, was gerade in meinem Kopf vorgeht?

Zumindest sind wir jetzt schon zu zweit. Mich interessieren meine Gedanken schon pauschal und Dich, den Leser dieses Blogs, anscheinend auch. Lehnen wir uns also zurück, geniessen die Zweisamkeit und warten auf das, was in diesem Blog noch geschehen mag.

Ach so, bevor ich es vergesse. Obwohl ich Grafikdesigner bin wirst Du an dieser Stelle keine visuellen Orgasmen finden und wie die einleitenden Sätze Dir schon zeigen, lege ich in diesem Blog keinen Wert auf gehobene Aussprache. Hier geht´s um mich - in meiner Sprache.